Donnerstag, 7. August 2025

Frust und Freude

 Was ist das schlimmste, was einem auf einer Fahrradtour passieren kann? Kaum mehr Handyakku? Keinen Platz zum Mittagessen? Keine Möglichkeit auf die Toilette zu gehen? Ein geplatzter Reifen? Und was, wenn alles gleichzeitig passiert? 

Ich glaube, dieser Tag verdient den Namen Supergau. Dabei binnich die ersten 80 km von Karlsruhe wunderbar durchgekommen. In Speyer hatte ich, neben einem leckeren Kaffee,  ein erfrischendes Gespräch mit einem Barista auf dem Domplatz. 

Plötzlich, in Ludwigshafen, hatte ich einen Platten. Aufpumpen nutzte nichts. Da es der hintere Reifen war, traute ich mir die Reparatur nicht selber zu. Ich fragte einen jungen Mann, der sofort seine Mittagspause unterbrach und mir den neuen Schlauch montierte. Wir hatten dabei ein tiefes Gespräch, und wir verabschiedeten uns, beide beschenkt. Ich fuhr beschwingt weiter, doch nur 600 m später gab es einen lauten Knall. Schlauch und Mantel waren gerrissen. Ich rief den ADAC an, der mir versicherte, in den nächsten 2 Stunden bei mir zu sein. Als er tatsächlich 2 Stunden späte kam, konnte er mir nur anbieten, mein Fahrrad zu der nächstgelegenen Fahrradwerkstätte schleppen zu lassen. Er würde den Auftrag abschicken. Eine weitere Stunde später stand ich noch immer und wartete auf den Abschleppdienst.

Mein Akku bedenklich niedrig, mein Bedürfnis auf die Toilette zu gehen bedenklich hoch. Ich erinnere mich an die Weisheit von gestern: Geschenkte Zeit genießen, und setzte mich mit einem Buch in den Schatten. Wo mir ein Vogel, einen riesigen Vogelschiss direkt auf den Kopf, die Hose und mein Buch machte.

Ich kürze die Geschichte hier ab und erzähle nur am Rande, dass ich Mühe hatte, nicht in Panik zu verfallen. Nach fast 4 Stunden Wartezeit, kam der Abschleppdienst, der mich schließlich zur letzten geöffneten Fahrradwerkstätte in Ludwigshafen fuhr.  

Dort begegnete ich einem 50 jährigen türkischen Engel in Form des Inhabers des Geschäftes. Trotz der späten Stunde reparierte er mir mit Engelsgeduld und Kompetenz, Mantel und Schlauch. 

Ich hätte ihn am liebsten umarmt. 


Und wegen seiner Hilfe konnte ich tatsächlich noch bis nach Heidelberg, zu Freunden,  weiterfahren, die bereits auf mich warten und mich mit allem versorgten was ich brauchte. 

Was habe ich gelernt: Es warten überall kostbare Begegnungen mit Menschen! Und manchmal überwiegt die Freude über empfangene Hilfe den Frust über Schwierigkeiten. 

Mögest du heute Menschen begegnen, die deinen Tag bereichern oder selbst diese Person sein.

Andreea =) 

1 Kommentar:

  1. Du bist eine sehr starke Frau. Was du begegnest, ist das Gute in dir. Wir werden uns vielleicht nie wiedersehen, aber die Erinnerungen an dich werden immer lebendig bleiben.

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