Donnerstag, 14. August 2025

Eine Bahnfahrt die ist lustig…

Da soll mal einer behaupten, dass unsere Kinderlieder unser Denken nicht nachhaltig prägen. 

Ich habe entschieden die Strecke von Bremen nach Berlin doch mit dem Zug zu fahren. Und so stürze ich mich in dieses Abenteuer, trotz meiner Erfahrung in Köln, mit neuem Mut. „Hola-hi, hola-ho!“ 

Wie versprochen, heute die Geschichte einer Bahnfahrt. 

Die Stimme aus dem Lautsprecher kündigt den nächsten Stopp an: „Meine Damen und Herren, wir erreichen in wenigen Minuten Bielefeld . Planmäßige Ankunft 20:57 Uhr heute 23:17 Uhr.“ Kein Witz! Aber lasst mich am Anfang beginnen. 

Ich hatte die Strecke von Koblenz nach Köln mit dem Fahrrad zurückgelegt. Eine außergewöhnlich schöne Strecke, die die meiste Zeit tatsächlich am Rheinufer entlang führt. Aufgrund der Hitze viele Pausen gegönnt und stand nun vor dem Kölner Dom. Ich hatte es tatsächlich geschafft. Ich war stolz und erschöpft gleichzeitig. Ich entschied meine Pläne anzupassen und auf die Fahrt nach Düsseldorf zu verzichten. Stattdessen wollte ich mit dem Zug nach Bielefeld fahren und dort übernachten. Es hatte nur einen Anruf Freundin bedurft, mir einen Schlafplatz zu organisieren, „Danke Lotti, danke Lena!“

Doch der von mir gewählte Zug fiel aus. Kein Problem, dachte ich und warte auf den nächsten Zug. Ein nettes Gespräch auf dem Bahnsteig vertrieb mir die Zeit, so dass ich fast den Zug verpasst hätte. Leider war der Zug hoffnungslos überfüllt und ich musste die ganze Strecke stehen, eingeklemmt zwischen anderen Reisenden. „Hola-hi, hola-ho!“

Je näher wir dem Bahnhof in Hamm kamen, desto wahrscheinlicher wurde es, dass ich meinen Anschlusszug nicht mehr bekommen würde. Doch die Hoffnung stirbt zuletzt und mit dieser Hoffnung war ich nicht allein. Was jetzt geschah, kannte ich bisher nur aus Erzählungen. Wer es noch nie erlebt hat, wie fast hundert Passagiere aus den sich öffnenden Türen drängen um auf ein anderes Gleis zu rennen, hat etwas verpasst ;) Ich hatte sechs Minuten. Doch der Andrang am einzigen Aufzug ernüchterte mich. Hier wurde gnadenlos gedrängelt als ginge es um Leben und Tod. Ich entschied mich, kurzerhand dazu mein Fahrrad die Treppen hinunter zu schieben, doch als ich am Fuß des anderen Gleises ankam stellte ich erschreckt fest, dass der Aufzug nicht funktionierte. Mein E-Bike allein ist schon zu schwer für mich, aber mit Gepäck war es ein Ding der Unmöglichkeit. Ehe ich mich versah, hatten zwei kräftige Hände mein Fahrrad ergriffen und schleppten es die steilen Treppen hinauf. Ich konnte mich kaum verabschieden, so schnell verschwand mein Helfer wieder. 

Der Zug stand noch da und mit einem großen Glücksgefühl ergatterte ich sogar zwei Plätze, einen für mein Fahrrad und einen für mich. „Hola-hi, hola-ho!“

Zwei Stunden später stand der Zug immer noch. Mittlerweile waren wir darüber informiert worden, dass die Strecke nach Bielefeld, aufgrund eines Polizeieinsatzes, gesperrt war. 

Die Stimmung im Zug war erstaunlich gelassen. Auch ich hatte mich etwas entspannt, nachdem ich mein Handy wieder hatte aufladen können. Ich hatte einen äußerst sympathischen Sitznachbarn und genoss das Gespräch. Irgendjemand streute die Information, dass der Zug auf dem Gleis gegenüber in wenigen Minuten losfahren würde. Wieder rannten viele Passagiere zum anderen Gleis. Doch die Information erwies sich als falsch. Glücklicherweise war ich sitzen geblieben und unterhielt mich weiter. Auch um mich herum entpuppten sich viele angeregte Gespräche, die nur dann unterbrochen wurden, wenn eine Durchsage gemacht wurde. Ich war überrascht, dass die Menschen so gelassen blieben.

Dann, eine weitere halbe Stubde später, die ersehnte Durchsage! „Bitte alle einsteigen, wir fahren los!“ Allgemeine „Ahh“- Rufe und Klatschen. Es war, als hätten wir gerade gemeinsam einen Gipfel erklommen! Dann fuhr der Zug auch tatsächlich los. Aus vielen Kehlen stieg ein zufriedenes Seufzen auf und erfüllte den ganzen Zug. 

Ich war unglaublich erleichtert, dass meine Gastgeberin mir versichert hatte, dass ich auch zu später Stunde bei ihr eintreffen dürfte, denn als ich Bielefeld tatsächlich erreichte, war es schon kurz nach elf. Nach einer kurzen Fahrt mit dem Fahrrad durch die warme Nacht hatte ich mein heutiges Etappenziel erreicht. Keine Frage, ich hatte es anders geplant, aber mein Sitznachbar gehört zu den Begegnungen, die ich nicht vergessen werde. Und außerdem kann ich nun beim Abenteuer Bahn auch mitreden. „Hola-hi, hola-ho!“

Übrigens ist meine Bahnreise heute, nach Berlin, bisher ohne Komplikationen verlaufen. Also ist so eine Bahnfahrt doch auch mal ganz schön.🤩 

Mögest du gelassen bleiben, wenn heute alles schief geht :) 

Andreea =) 


Mehr von mir auf meiner Homepage: 

www.andreavarga.de

 



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