Sonntag, 17. August 2025

Was macht die Reise aus?

Meine Reise neigt sich dem Ende zu. Am Dienstag möchte ich wieder zu Hause sein. Ich frage mich, ob sich meine Erwartungen erfüllt haben. Vieles war anders als geplant. Ich bin etwas über 600 km mit dem Fahrrad gefahren. Weniger als erwartet, aber die Streckenabschnitte waren zum Teil noch schöner, als ich es erhofft hatte. Meine Zwischenfälle haben mich sehr herausgefordert, aber rückblickend wurde ich durch sie unaussprechlich reich beschenkt.

Wie ist das mit meiner Lebensreise? Ich sehe viele Parallelen, auch wenn ich hoffe, dass das Ende dieser Reise noch weiter Ferne liegt. 🤭

Ich wünsche mir ein erfülltes Leben. Ich möchte meine Gaben einsetzen, meine Persönlichkeit entfalten und gute Beziehungen leben.

Der Losungstext von heute steht in Psalm 90,10. 

„Unser Leben dauert siebzig Jahre, und wenn es hochkommt, dann sind es achtzig Jahre, und wenn es köstlich gewesen ist, so ist es Mühe und Arbeit gewesen; denn es geht schnell vorüber, als flögen wir davon.“ (LU.heute)

Sofort denke ich an die Künstlerin Paula Modersohn-Becker, deren Lebensgeschichte und Werke ich in Worpswede betrachten durfte. Für kurze Zeit wagt sie die Trennung von ihrem Mann und ihrer Heimat um ihren eigenen Ausdruck in der Kunst zu finden. Ein Selbstbildnis von ihr hat mich ganz besonders angesprochen. Darauf malte sie sich als schwangere Frau. Ein Symbol für das Kommende und Werdende in ihrer Kunst.



Paula war mutig gewesen, doch sie erkannte bald, dass sie für das Alleinsein ungeeignet war. So kehrte sie nach Norddeutschland und zu ihrem Mann zurück und wurde bald schwanger. War sie in der Fremde und in der Kunst nicht gefunden hatte, fand sie in der Erfahrung der Mutterschaft. „Sie war so glücklich, wie ich sie nie zuvor erlebt hatte“, berichtete ihre Freundin. Zehn kostbare Tage lang. Dann starb sie am Kindbettfieber.


Wann meine Lebensreise endet, weiß ich nicht, aber ich habe entdecken dürfen, dass ich das Glück oft nicht da finde, wo ich es erwartet hätte. 

Ich bin dankbar, dass ich mein Leben täglich in die Hände dessen legen darf, der mich geschaffen hat. An seiner Hand will ich gehen. Nicht die Länge der Reise zählt, sondern ob ich bereit bin, zu lieben. Gott und Menschen. Ich glaube, das macht ein erfülltes Leben aus. 

Mögest auch du entdecken, wie reich das Leben ist, wenn wir lieben.

Andreea = ) 


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Donnerstag, 14. August 2025

Eine Bahnfahrt die ist lustig…

Da soll mal einer behaupten, dass unsere Kinderlieder unser Denken nicht nachhaltig prägen. 

Ich habe entschieden die Strecke von Bremen nach Berlin doch mit dem Zug zu fahren. Und so stürze ich mich in dieses Abenteuer, trotz meiner Erfahrung in Köln, mit neuem Mut. „Hola-hi, hola-ho!“ 

Wie versprochen, heute die Geschichte einer Bahnfahrt. 

Die Stimme aus dem Lautsprecher kündigt den nächsten Stopp an: „Meine Damen und Herren, wir erreichen in wenigen Minuten Bielefeld . Planmäßige Ankunft 20:57 Uhr heute 23:17 Uhr.“ Kein Witz! Aber lasst mich am Anfang beginnen. 

Ich hatte die Strecke von Koblenz nach Köln mit dem Fahrrad zurückgelegt. Eine außergewöhnlich schöne Strecke, die die meiste Zeit tatsächlich am Rheinufer entlang führt. Aufgrund der Hitze viele Pausen gegönnt und stand nun vor dem Kölner Dom. Ich hatte es tatsächlich geschafft. Ich war stolz und erschöpft gleichzeitig. Ich entschied meine Pläne anzupassen und auf die Fahrt nach Düsseldorf zu verzichten. Stattdessen wollte ich mit dem Zug nach Bielefeld fahren und dort übernachten. Es hatte nur einen Anruf Freundin bedurft, mir einen Schlafplatz zu organisieren, „Danke Lotti, danke Lena!“

Doch der von mir gewählte Zug fiel aus. Kein Problem, dachte ich und warte auf den nächsten Zug. Ein nettes Gespräch auf dem Bahnsteig vertrieb mir die Zeit, so dass ich fast den Zug verpasst hätte. Leider war der Zug hoffnungslos überfüllt und ich musste die ganze Strecke stehen, eingeklemmt zwischen anderen Reisenden. „Hola-hi, hola-ho!“

Je näher wir dem Bahnhof in Hamm kamen, desto wahrscheinlicher wurde es, dass ich meinen Anschlusszug nicht mehr bekommen würde. Doch die Hoffnung stirbt zuletzt und mit dieser Hoffnung war ich nicht allein. Was jetzt geschah, kannte ich bisher nur aus Erzählungen. Wer es noch nie erlebt hat, wie fast hundert Passagiere aus den sich öffnenden Türen drängen um auf ein anderes Gleis zu rennen, hat etwas verpasst ;) Ich hatte sechs Minuten. Doch der Andrang am einzigen Aufzug ernüchterte mich. Hier wurde gnadenlos gedrängelt als ginge es um Leben und Tod. Ich entschied mich, kurzerhand dazu mein Fahrrad die Treppen hinunter zu schieben, doch als ich am Fuß des anderen Gleises ankam stellte ich erschreckt fest, dass der Aufzug nicht funktionierte. Mein E-Bike allein ist schon zu schwer für mich, aber mit Gepäck war es ein Ding der Unmöglichkeit. Ehe ich mich versah, hatten zwei kräftige Hände mein Fahrrad ergriffen und schleppten es die steilen Treppen hinauf. Ich konnte mich kaum verabschieden, so schnell verschwand mein Helfer wieder. 

Der Zug stand noch da und mit einem großen Glücksgefühl ergatterte ich sogar zwei Plätze, einen für mein Fahrrad und einen für mich. „Hola-hi, hola-ho!“

Zwei Stunden später stand der Zug immer noch. Mittlerweile waren wir darüber informiert worden, dass die Strecke nach Bielefeld, aufgrund eines Polizeieinsatzes, gesperrt war. 

Die Stimmung im Zug war erstaunlich gelassen. Auch ich hatte mich etwas entspannt, nachdem ich mein Handy wieder hatte aufladen können. Ich hatte einen äußerst sympathischen Sitznachbarn und genoss das Gespräch. Irgendjemand streute die Information, dass der Zug auf dem Gleis gegenüber in wenigen Minuten losfahren würde. Wieder rannten viele Passagiere zum anderen Gleis. Doch die Information erwies sich als falsch. Glücklicherweise war ich sitzen geblieben und unterhielt mich weiter. Auch um mich herum entpuppten sich viele angeregte Gespräche, die nur dann unterbrochen wurden, wenn eine Durchsage gemacht wurde. Ich war überrascht, dass die Menschen so gelassen blieben.

Dann, eine weitere halbe Stubde später, die ersehnte Durchsage! „Bitte alle einsteigen, wir fahren los!“ Allgemeine „Ahh“- Rufe und Klatschen. Es war, als hätten wir gerade gemeinsam einen Gipfel erklommen! Dann fuhr der Zug auch tatsächlich los. Aus vielen Kehlen stieg ein zufriedenes Seufzen auf und erfüllte den ganzen Zug. 

Ich war unglaublich erleichtert, dass meine Gastgeberin mir versichert hatte, dass ich auch zu später Stunde bei ihr eintreffen dürfte, denn als ich Bielefeld tatsächlich erreichte, war es schon kurz nach elf. Nach einer kurzen Fahrt mit dem Fahrrad durch die warme Nacht hatte ich mein heutiges Etappenziel erreicht. Keine Frage, ich hatte es anders geplant, aber mein Sitznachbar gehört zu den Begegnungen, die ich nicht vergessen werde. Und außerdem kann ich nun beim Abenteuer Bahn auch mitreden. „Hola-hi, hola-ho!“

Übrigens ist meine Bahnreise heute, nach Berlin, bisher ohne Komplikationen verlaufen. Also ist so eine Bahnfahrt doch auch mal ganz schön.🤩 

Mögest du gelassen bleiben, wenn heute alles schief geht :) 

Andreea =) 


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Dienstag, 12. August 2025

Zwei Herzen?

Als ich am vergangenen Dienstag zu meinem Abenteuer aufbrach, galt meine größte Sorge der Frage ob ich mich überschätzt hatte. Waren 80-100 km am Tag mit dem Fahrrad nicht doch ein bisschen zu weit?

Nach dem zweiten Tag, galt meine Sorge den Reifen. Was, wenn wieder ein Reifen platzen würde?Auf diesem Waldweg zum Beispiel, mit den scharfkantig Steinen? 


Die nächste Angst, die mich plagte, war die Sorge um meine Seitentaschen. Würden sie die Erschütterungen aushalten. Viele Wege die ich fahre sind uneben, außerdem passiert es immer wieder mal, dass ich am Bahnhof das Fahrrad eine Treppe hinunterschieben muss, weil es keinen funktionierenden Aufzug gibt.

Obwohl mir bisher in sämtlichen Herausforderungen geholfen wurde, plagte mich gestern die Angst vor einem Rahmenbruch. Ich wundere mich über mich selbst. Woher kommen diese Ängste. Warum fällt es mir immer wieder so schwer sie abzuschütteln und Gott wie ein Kind zu vertrauen?

Ich bin mittlerweile in Bremen angekommen und habe so viel Gutes erlebt. Gestern zum Beispiel machte ich Rast an einem kleinen Imbiss. Doch ich fand dort mehr als eine Möglichkeit meine Batterie aufzuladen und auszuruhen. Ich traf auf ein Ehepaar, das trotz seiner schmerzhaften Geschichte, nicht verlernt hatte großzügig und warmherzig zu sein. 

Ich erlebe so viel Wertschätzung, Offenheit, Fürsorge, Freundlichkeit und Großzügigkeit. Warum hinkt mein Herz beständig zwischen Vertrauen und Sorge?

Es ist mein Wunsch, meinem Vater im Himmel, in allem, zu vertrauen. Eine Entscheidung, die ich seit über 30 Jahren nicht bereut habe. Die Bibel nennt dieses Vertrauen Glaube. Aber dieser Glaube ist eine Entscheidung. Gerade fällt mir ein, was ein Freund vor vielen Jahren einmal sagte:

„Glaube ist nicht nur die Abwesenheit von Zweifel sie ist auch die wiederholte Entscheidung, Gott unser Vertrauen zu schenken, trotz des Zweifels.“

Jede Herausforderung auf dieser Reise endete damit, dass ich auf Menschen getroffen bin die mein Leben reicher gemacht haben. Das ist eine wunderbare Erkenntnis. 


Es ist noch früh. Ich sitze im Garten meines Onkels und genieße den ruhigen Morgen. Das Zwitschern der Vögel erfüllt die Luft und Zuversicht erfüllt mein Herz. 


Mögest auch du dein Vertrauen nicht wegwerfen, welches eine große Belohnung hat. (Hebräerbrief 10,35)

Andreea = ) 



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Sonntag, 10. August 2025

Menschen zu begegnen, ist wie Gott zu begegnen.

Die Strecke von Koblenz nach Köln war einfach zauberhaft. Als ich nach circa 90 km vor dem Kölner Dom stand, war ich mächtig beeindruckt. Trotz all der Schönheit, die ich gestern auf meiner Strecke bestaunen durfte, ist es etwas ganz anderes, was meine Seele tief berührt. Was mich wirklich beschenkt hat, waren die unerwarteten Begegnungen. 

Menschen, die meinen Weg vermutlich nie gekreuzt hätten, wenn ich mich nicht auf diese Reise gemacht hätte. 

Menschen, die mir begegnet sind, weil die Dinge anders liefen als von mir geplant. 

Menschen, die mich mit ihrer spontanen Hilfe oder ihrer Aufmerksamkeit beschenkt haben. 

Menschen zu begegnen, ist, ein bisschen so, wie Gott zu begegnen…

Wenn ich, altes Landei, durch die größeren Städte fahre, sehe ich viel Not. Aber ich sehe mehr. Ich sehe Menschen auf der Suche nach Liebe und Zugehörigkeit. Und ich sehe, dass viele nicht wissen, wie sie das finden können. Was ich nicht sehen kann, sind ihre Geschichten. Aber gestern hatte ich echte Herzensbegegnungen. Manche davon waren sehr kurz. Mit anderen habe ich kostbare Gespräche geführt. (Danke an D. und L. 💎) 

Was ich bei all diesen Begegnungen erlebt habe, ist die Ebenbildlichkeit Gottes.  Zum Beispiel in der Fähigkeit, den anderen zu sehen und anzupacken wenn Hilfe nötig ist. Oder aber das eigene Herz, oder das Haus zu öffnen.

Mein Abenteuer beim Bahnfahren erzähle ich euch ein anderes Mal, nur soviel sei gesagt: ich kann jetzt endlich mitreden. ;) 

Aber heute ist mein Herz voller Dankbarkeit für diese wertvollen Begegnungen. 

Mögest du heute in deinem Gegenüber das Wesen Gottes entdeckst und dich beschenken lassen. 

Andreea = ) 

Freitag, 8. August 2025

Von der Kunst einfach nur unterwegs zu sein.

Ich wage es kaum zu schreiben, aber heute fahre ich einfach nur am Rhein entlang, genau so, wie ich es mir vorgestellt hatte. An diesem Fluss lebe ich schon mein ganzes Leben. Die Strecke, die ich heute fahre,  verläuft tatsächlich mit Blick auf den mächtigen Strom. Der heutige Abschnitt führt mich durch malerische Dörfer und entlang an atemberaubend schönen Kirchen und Burgen. In manchen Gegenden wachsen die Weinberge bis fast an den Fluss.

Ich bin überwältigt und dankbar. Heute kein Sturz, kein geplatzter Reifen, und auch sonst keinerlei Schwierigkeiten. Was mich heute ganz besonders herausgefordert ist, der innere Drang anzukommen. Dabei wartet niemand auf mich. Ich kann mir also Zeit lassen. Warum fällt mir das nur so schwer?

Geht es nur mir so? Warum denke ich so oft ich müsste ein Ziel erreichen? Verpasse ich dabei nicht das Eigentliche? 

Auf dieser Reise will ich die Augen offen halten, für die Schönheit, und für die Menschen um mich herum. Ich will bewusst wahrnehmen, wie beschenkt ich bin. Ich liebe es Neues zu entdecken. Ich genieße die freie Zeit, die Bewegung, die Sonne. Und genau deshalb habe ich mir jetzt ein schattiges Plätzchen am Rheinufer gesucht. Ich sitze hier, atme, staune und lächle die Menschen an, die dasselbe tun. Sie lächeln zurück und mir kommt es so vor, als hätten wir ein gemeinsames Geheimnis. 


Ich habe noch circa 20 km vor mir. Ich weiß nicht, was mich heute noch erwartet, aber dieser Moment ist wunderschön. 

Mögest auch du zwischendurch innehalten und das Leben feiern. 

Andreea = )

Ich will auf meine Wege achthaben

 „Ich will auf meine Wege achthaben“, steht im Losungstext von heute. Das passt doch, denke ich, und denke an meinen Reiseabschnitt von gestern zurück. 

Alles war wunderbar. Mir begegneten viele andere Radfahrer. Die meisten noch älter als ich, oder Männer auf Renn- Rädern. Viele haben ein Lächeln übrig, bevor sie an mir vorbei rauschen. 

Ein Stück am Rheindamm entlang – was bedeutet, dass man den Fluss leider nicht sehen kann – war besonders chillig. Es war eine idyllische Landschaft. Ich fuhr in gleichbleibender Geschwindigkeit, genoss die Ruhe, den Geruch der Feldblumen und der Fahrtwind kühlte mich. Das einzige, was mein Glücksgefühl störte, war mein schmerzender Hintern. Als ich versuchte, mich nur etwas zu verlagern, machte ich eine ungeschickte Bewegung und landete Kopf über im Klee bewachsen Seitenstreifen. 🥴

Ich zog mein Velo wieder hoch und begutachtete den Schaden: der Lenker war verbogen des Schutzblech auch die Taschenhalterung abgerissen und ich hatte ein paar Schürfwunden. Weiter nichts. Ich war ziemlich weit weg von einem Café oder Fahrradladen. Also packte ich den Rucksack auf den Rücken und schob mein Fahrrad in den nächsten Ort, wo ich an einem Haus klingelte und um Hilfe bat. Ich bin immer wieder begeistert darüber, wie hilfsbereit die Menschen sind.

10 Minuten später, Lenker und Schutzblech wieder an Ort und Stelle, die Wasserflasche aufgefüllt, fuhr ich zu einem kleinen Veloladen im nächsten Ort. Dort montierte ich die Tasche mit einem Spanner und viel Kreativität und fuhr die letzten 2 Stunden zu meinem Airbnb.

Ich gebe zu, ich hatte ziemlich wackelige Beine, aber die Landschaft war so überwältigend schön, dass ich mir jeden Gedanken ans Aufgeben verbot.


„Ich will auf meine Wege achthaben“, das versuche ich doch, denke ich, aber der Vers geht noch weiter. Offensichtlich geht es nicht um die äußeren Dinge, sondern um unser Herz und unsere Worte. 

Vieles, was uns im Leben wieder fährt, liegt nicht in unseren Händen, aber wie wir in unserem Herzen denken und wie wir darüber sprechen, ist sehr wohl unserer Hand. Eine wichtige Erinnerung, gerade auch an mich. Denn eine Sache ist sicher: Wenn mein Herz die Dankbarkeit und das Vertrauen verliert, wird der schönste Lebensabschnitt schal. Wenn ich aber die Dankbarkeit bewahre, dann überwindet die Freude auch die unerwarteten Schwierigkeiten. 

Mögest du heute auf deine Wege achthaben und Worte der Hoffnung sprechen.

Andreea = )


Donnerstag, 7. August 2025

Frust und Freude

 Was ist das schlimmste, was einem auf einer Fahrradtour passieren kann? Kaum mehr Handyakku? Keinen Platz zum Mittagessen? Keine Möglichkeit auf die Toilette zu gehen? Ein geplatzter Reifen? Und was, wenn alles gleichzeitig passiert? 

Ich glaube, dieser Tag verdient den Namen Supergau. Dabei binnich die ersten 80 km von Karlsruhe wunderbar durchgekommen. In Speyer hatte ich, neben einem leckeren Kaffee,  ein erfrischendes Gespräch mit einem Barista auf dem Domplatz. 

Plötzlich, in Ludwigshafen, hatte ich einen Platten. Aufpumpen nutzte nichts. Da es der hintere Reifen war, traute ich mir die Reparatur nicht selber zu. Ich fragte einen jungen Mann, der sofort seine Mittagspause unterbrach und mir den neuen Schlauch montierte. Wir hatten dabei ein tiefes Gespräch, und wir verabschiedeten uns, beide beschenkt. Ich fuhr beschwingt weiter, doch nur 600 m später gab es einen lauten Knall. Schlauch und Mantel waren gerrissen. Ich rief den ADAC an, der mir versicherte, in den nächsten 2 Stunden bei mir zu sein. Als er tatsächlich 2 Stunden späte kam, konnte er mir nur anbieten, mein Fahrrad zu der nächstgelegenen Fahrradwerkstätte schleppen zu lassen. Er würde den Auftrag abschicken. Eine weitere Stunde später stand ich noch immer und wartete auf den Abschleppdienst.

Mein Akku bedenklich niedrig, mein Bedürfnis auf die Toilette zu gehen bedenklich hoch. Ich erinnere mich an die Weisheit von gestern: Geschenkte Zeit genießen, und setzte mich mit einem Buch in den Schatten. Wo mir ein Vogel, einen riesigen Vogelschiss direkt auf den Kopf, die Hose und mein Buch machte.

Ich kürze die Geschichte hier ab und erzähle nur am Rande, dass ich Mühe hatte, nicht in Panik zu verfallen. Nach fast 4 Stunden Wartezeit, kam der Abschleppdienst, der mich schließlich zur letzten geöffneten Fahrradwerkstätte in Ludwigshafen fuhr.  

Dort begegnete ich einem 50 jährigen türkischen Engel in Form des Inhabers des Geschäftes. Trotz der späten Stunde reparierte er mir mit Engelsgeduld und Kompetenz, Mantel und Schlauch. 

Ich hätte ihn am liebsten umarmt. 


Und wegen seiner Hilfe konnte ich tatsächlich noch bis nach Heidelberg, zu Freunden,  weiterfahren, die bereits auf mich warten und mich mit allem versorgten was ich brauchte. 

Was habe ich gelernt: Es warten überall kostbare Begegnungen mit Menschen! Und manchmal überwiegt die Freude über empfangene Hilfe den Frust über Schwierigkeiten. 

Mögest du heute Menschen begegnen, die deinen Tag bereichern oder selbst diese Person sein.

Andreea =) 

Mittwoch, 6. August 2025

Es kam anders

Meine erste Etappe mit dem Velo sollte 40-60 km lang sein. Ich wollte es langsam angehen lassen. Doch es kam anders. Statt mit meinem sportlichen Erfolg angeben zu können, habe ich gestern einen anderen Sieg errungen. Ich habe die geschenkte Zeit genossen.

Durch eine spontane Planänderung und einen heftigen Regen habe ich Karlsruhe bereits am frühen Nachmittag erreicht, mit dem Zug. Auf meinem Tacho waren genau 9,1 km. 

Aber was ich zuerst wie eine Niederlage an fühlte, entpuppte sich als Geschenk. Spontan machte ich mich auf eine Entdeckungstour durch diese charmante Stadt. Ich las im Schlosspark, fuhr durch die kleinen Straßen und bestaunte die vielen alten Gebäude. 

Es war bereits 18:00 Uhr, als ich dann erfuhr, dass ich für meine Übernachtunggelegenheit noch eine Stunde mit dem Fahrrad fahren musste. Erholt und froh, doch noch ein Stück fahren zu können, genoß ich auch diesen Teil des Tages. Und mir war, als würde Gott schmunzeln und sagen:

Freue dich an den Dingen, die du nicht erkämpfen musst, manchmal brauchst du deine Kraft später noch.

Mögest du heute die Geschenke annehmen können, die dir gemacht werden.

Andreea = ) 



Dienstag, 5. August 2025

Eine verrückte Idee

Ich weiß nicht einmal mehr woher der Gedanke kam, aber jetzt sitze ich im Zug für die erste Etappe meiner Reise den Rhein entlang und dann weiter nach Bremen und Berlin. Mein Fahrrad steht, voll bepackt, neben mir. Ich habe mir vorgenommen die meiste Zeit mit meinem Ebike zu fahren und auf der Route kostbare Freunde zu besuchen. 

Ich will die Lorelei sehen, den Ort, wo die Mosel in den Rhein fließt  und den Kölner Dom. 

Die Vorbereitung zu dieser Reise beschäftigt mich schon eine Weile, außerdem habe den Abfahrtszeitpunkt schon zweimal verschoben. Jetzt aber ist es soweit. 

In den vergangenen Tagen habe ich mit Zweifeln gekämpft. Habe ich mir da zu viel vorgenommen? 

Aber die Abenteuererin in mir will es dennoch wagen. 

Auf dieser Reise möchte ich meine Augen offenhalten für die Schönheit um mich herum. Ein weiterer Wunsch ist es die Herzensohren offenzuhalten, für das, was auf Gottes Herzen ist. Dabei bin ich sehr gespannt welche Menschen er mir über den Weg schicken wird. 

Wer möchte, darf mich auf dieser Reise begleiten.

Ich habe diesen Blog vor 12 Jahren begonnen, für meine erste Reise nach Neuseeland. Nun werde ich ihm neues Leben einhauchen. Andreea unterwegs erzählt davon wie Gott im Alltag zu mir spricht. 

Seine Ermutigung für mich heute: Habe keine Eile. Folge meiner Führung. Genieße den Moment. Mögest auch du heute ganz bewusst leben. 

Andreea = ) 


Donnerstag, 31. Juli 2025

Wundervoller Zufall?

Ich sitze auf meiner Terrasse. Vor mir auf dem Tisch liegt mein aufgeschlagenes Tagebuch, daneben dampft eine Tasse mit frisch aufgebrühtem Tee. Ich genieße die Ruhe des Morgens und lasse meine Blicke und meine Sinne schweifen. 

Diese Welt ist nicht nur ausgesprochen schön, sie ist auch ausgesprochen gut durchdacht. Ich beobachte die Vögel und die Insekten, die so emsig nach Nahrung suchen. 

Ich beobachte die Luftblasen in meiner Wasserflasche, die sich wie Glasperlen und der Unterseite der Pfefferminzblätter aufreihen und dann ab und zu loslassen, aufsteigen und zerplatzen. 

Ich spüre den leichten Wind, der die Blätter des Trompetenbaums rascheln lässt, der die Flügel der tanzenden Schmetterlinge nicht beschädigt, der die Samen vor sich her treibt und den Duft der Blüten bis zu mir trägt. 

Ich beobachte die dunklen Wolken, die in großer Ruhe den Himmel durchziehen, mit tausenden Litern von Wasser in sich verborgen. 

Ich höre… Welch ein Geheimnis ist doch das Gehör. Schallwellen nur, und doch kann ich sie unterscheiden. Da ist ein Krankenwagen, ein Motorroller, eine zugeschlagene Tür. Da zanken zwei Katzen und das sind die liebevollen Worte einer Mutter, die, mit ihren beiden Kindern an der Hand, unter meinem Fenster vorbeigeht.

Ich bestaune das Gefieder der Elster, die Blüten der Ophelia, die glänzenden Blätter meines Kaffeebaums und die fast schwarzen Beeren des alten Holunderbuschs. 

Diese Welt ist unglaublich schön und unglaublich gut durchdacht. Ich kann nicht glauben, dass sie ohne die Absicht eines Schöpfers entstanden ist. 

Die Bibel sagt uns, dass Gott uns ihm ähnlich erschaffen hat. Und ja, ich kann die wunderbaren, komplizierten Zusammenhänge doch nur deshalb erkennen, und über die Schönheit staunen, weil ich selbst nach diesen Dingen trachte. Ordnung, Lebensraum und Schönheit sind mir vertraut und wichtig. Weil ich verstehe, wie viel Verstand und Weisheit nötig sind um solch ein Zusammenspiel möglich zu machen, kann ich es wertschätzen und muss dabei auf einen Urheber schließen, denn auch das lehrt mich das Leben: ohne Fürsorge entsteht erfahrungsgemäß Unordnung.

Ich atme. Was hierbei genau geschieht, hab ich vor langer Zeit in der Schule gelernt und längst wieder vergessen, aber ohne diesen Atem wäre Leben auf dieser Erde unmöglich. 

Ich nehme einen Schluck von meinem Tee und spüre, wie dankbar ich bin, in dieser außerordentlich schönen und komplexen Erde leben zu dürfen.

Mögest auch du die liebevolle Weisheit erkennen, mit der unser Vater im Himmel auch dein Leben lenkt.

Andreea = )