Montag, 23. Juni 2014

Ich will nicht verpassen die Lebenden zu lieben.

Auf dem Steinboden der kleinen, freundlichen  Friedhofs-Kappelle lief ein Käfer. Die Trauer der Anwesenden war ihm überhaupt nicht bewusst. Er verfolgte ungestört seinen Weg und lief gemächlich vom blumengeschmückten Altar, quer durch den Raum...
 
Ich bin mir nicht sicher ob er auch von anderen bemerkt wurde, aber ich weiß bestimmt, dass er selbst von dem traurigen Event zu dem wir uns dort versammelt hatten keinerlei Notiz nahm. Der Schmerz der Verwandten, das Unverständnis der Freunde, die Worte der Prediger- die Hoffnung wecken sollten- und nicht einmal die Musik beeinflussten seinen Kurs.
Ich sass da, beobachtete ihn und musste unwillkürlich darüber nachdenken, dass sich das größte Drama dieser Weltgeschichte, für uns Menschen, weitgehend unerkannt abspielte. Dort war es der Himmel selbst, der weinte und die Erde bebte, und es zerriss nicht nur das Herz des himmlischen Vaters. Auch diejenigen, die Zeugen dieses Geschehens waren, verstanden nicht das Ausmaß des Leidens und erahnten nicht, dass eine neue Hoffnung - nur drei Tage später-  die Geschichte des Menschen für immer verändern würde.

Wir Menschen wissen, dass wir sterben werden, aber die meiste Zeit versuchen wir doch uns von dieser Tatsache abzulenken. Wir laufen geschäftig hin und her und hoffen dabei dass wir vor dem Unvermeidlichen verschont bleiben. Diese vergangene Woche hat uns daran erinnert, dass das eine Täuschung ist.
Aber wie können wir leben, wenn wir den Tod vor Augen haben?


Als Jesus starb, zerriss auch der Vorhang im Tempel. Das war keine nebensächliche Information, sondern das Symbol für das, was sein Tod für uns Menschen errungen hatte: freien Zugang zum heiligen Gott. Der Preis für die Schuld die uns trennte, war bezahlt worden. 
In dieser Gewissheit starb auch meine liebe Bekannte vor wenigen Tagen. Sie wusste, dass der Tod nicht das Ende ist, sondern ein offener Vorhang in eine andere Welt. Sie liebte den, der diesen Weg freigemacht hatte. Das ist wirklich Trost der den Schmerz-schlussendlich - überwindet.

...als der Käfer unter den Stühlen in der ersten Reihe verschwand, legte ich voller Dankbarkeit meine Hand in die meines geliebten Mannes neben mir. Ich lebe, und ich will nicht verpassen die Lebenden zu lieben.

Andreea = )

1 Kommentar:

  1. Tja, den Käfer habe ich nicht gesehen oder wahrgenommen ... obwohl ich neben dir sass und deine Hand gehalten habe ... das erstaunt mich aber gar nicht!!

    :-D

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